Der Glaube der Wikinger: Ursprünge und Grundprinzipien
Die Wikinger, ein Seefahrervolk aus Skandinavien, lebten während der Wikingerzeit (ca. 793-1066 n. Chr.). Ihr Glaube war tief in der nordischen Mythologie und heidnischen Traditionen verwurzelt und prägte ihr Verständnis von der Welt, dem Leben und dem Leben nach dem Tod. Dieser Glaube wurde durch jahrhundertelange mündliche Überlieferung, kulturellen Austausch und die praktischen Aspekte ihres kriegerischen Lebensstils beeinflusst.
Die Ursprünge des Wikingerglaubens
Der Glaube der Wikinger hat seinen Ursprung im alten germanischen Heidentum und entwickelte sich im Laufe der Zeit durch mündliche Erzählungen, Gedichte und Rituale. Das nordische Götter- und Göttinnenpantheon spielte eine zentrale Rolle in ihren religiösen und sozialen Praktiken. Die wichtigsten Quellen der Wikingermythologie sind die Poetische Edda und die Prosa-Edda, die im 13. Jahrhundert von dem isländischen Historiker Snorri Sturluson niedergeschrieben wurden und eine einstmals rein mündliche Tradition bewahren. Das Glaubenssystem der Wikinger war polytheistisch, mit einem Pantheon von Göttern und übernatürlichen Wesen, die verschiedene Aspekte des Lebens beherrschten. Zu den grundlegenden Elementen ihres Glaubens gehörten:
1. Das Pantheon der nordischen Völker
Die Wikinger verehrten eine große Anzahl von Göttern und Göttinnen, die jeweils für bestimmte Aspekte des Lebens zuständig waren. Odin, der Allvater, war der Gott der Weisheit, des Krieges und der Poesie und wurde oft als ein einäugiger Wanderer dargestellt, der nach Wissen suchte. Thor, sein Sohn, war ein mächtiger Beschützer der Menschheit und schwang den mächtigen Hammer Mjolnir zur Verteidigung gegen Riesen. Freya, die Göttin der Liebe, der Schönheit und der Fruchtbarkeit, war ebenfalls eine furchterregende Kriegerin und Herrscherin von Folkvangr, dem Reich, in das die Hälfte der in der Schlacht Gefallenen geschickt wurde. Loki, der berüchtigte Betrügergott, war ein Werwolf, der unter den Göttern sein Unwesen trieb, ihnen manchmal half und manchmal großen Streit verursachte. Die Wikinger glaubten, dass ihre Götter alle Aspekte des Lebens beeinflussten, von der Kriegsführung bis zur Fruchtbarkeit, und ehrten sie mit Opfergaben, Ritualen und großen Festen.
2. Leben nach dem Tod und Walhalla
Die Wikinger glaubten an die Existenz mehrerer Welten nach dem Tod. Walhalla, die große Halle Odins, war den tapfersten Kriegern vorbehalten, die in der Schlacht heldenhaft starben, wo sie ein Festmahl zu sich nahmen und sich auf Ragnarok, das Ende der Welt, vorbereiteten. Eine weitere ehrenvolle Ruhestätte für Krieger war Folkvangr, das von Freya regiert wurde. Diejenigen, die an Krankheit oder Alter starben, kamen nach Helheim, in die kalte und neblige Unterwelt, die von der Göttin Hel regiert wurde. Dieser Glaube stärkte die Etikette der Wikingerkrieger, indem er den Mut und die Ehre im Kampf betonte, da der Tod im Kampf als die höchste Form des Ruhmes angesehen wurde.
3. Das Schicksal und die Nornen
Die Wikinger glaubten an das Schicksal, das von den Nornen gewoben wurde, drei mächtigen Wesen, die das Schicksal kontrollierten. Selbst die Götter waren an das Schicksal gebunden, und Versuche, ihr Schicksal zu ändern, führten oft zu tragischen Konsequenzen. Die Wikinger akzeptierten das Schicksal als unveränderliche Kraft, versuchten aber auch, durch Mut und Stärke ihr eigenes Vermächtnis zu schaffen.
4. Ragnarök: das Ende der Welt
Ragnarök ist das vorhergesagte Ende der Welt, wenn Götter, Riesen und Fabelwesen in eine große Schlacht ziehen werden. Viele Götter, darunter Odin und Thor, waren dazu bestimmt, zu sterben und die Welt ins Chaos zu stürzen, bevor sie wiedergeboren wird. Dieser Glaube an einen unvermeidlichen Kataklysmus spiegelte die Akzeptanz des Schicksals und die Kriegermentalität der Wikinger wider. Sie glaubten, dass selbst im Angesicht des Untergangs der Kampf mit Ehre die höchste Tugend sei.
5. Rituale und Anbetung
Zu den religiösen Ritualen der Wikinger gehörten Opfer (blóts), Festmähler und jahreszeitliche Feste zu Ehren der Götter. Tempel (hofs) und heilige Haine waren Orte der Verehrung, an denen Tiere, Nahrungsmittel und sogar Waffen geopfert wurden. Einige Wikinger praktizierten auch die Wahrsagerei, um von den Göttern Ratschläge zu erhalten. Diese Rituale waren notwendig, um die Harmonie zwischen der sterblichen und der göttlichen Welt aufrechtzuerhalten und gute Ernten, Siege im Kampf und Schutz vor Unglück zu gewährleisten.
Christlicher Einfluss und der Niedergang des nordischen Heidentums
Während der Wikingerzeit begann sich das Christentum in ganz Skandinavien zu verbreiten, was vor allem auf die Missionierung und den politischen Einfluss der benachbarten christlichen Königreiche zurückzuführen war. Bis zum Ende des elften Jahrhunderts waren viele Wikinger zum Christentum konvertiert, was zu einem allmählichen Niedergang des nordischen Heidentums führte. Dennoch haben Elemente ihres traditionellen Glaubens in der Folklore, in kulturellen Traditionen und sogar in Aspekten der modernen skandinavischen Identität überlebt.
Schlussfolgerung
Der Glaube der Wikinger war tief in ihr tägliches Leben verwoben und prägte ihre Werte, Bräuche und Weltanschauung. Ihre Mythologie und ihre Traditionen haben einen unauslöschlichen Eindruck in der modernen Kultur hinterlassen und Literatur, Filme und sogar religiöse Praktiken beeinflusst. Obwohl die Wikingerzeit mit der Ausbreitung des Christentums endete, bleibt ihr Erbe mit Geschichten und Symbolen lebendig, die die Menschen auch heute noch faszinieren. Die nordischen Götter und ihre Mythen inspirieren noch immer viele Menschen, von Geschichtsinteressierten bis hin zu Romanautoren, was beweist, dass der Geist der Wikinger die Zeiten überdauert hat.
Zeugnisse